Cyclosporinimplantat bei Tigerscheckenuveitis

Unsere Erfahrungen

„Eine GHP….das ist für den ja ein Klacks!“ Oder? Aber sooo gelassen war er dann doch nicht.
Heute würde ich sagen: Sooo gut sah er dann halt doch nicht.
Überhaupt fiel Noah ja schon gelegentlich mal als ein wenig trottelig auf – So ab und an kam da ja schon mal ein Zaun zu Fall oder er stolperte über irgendwas. Aber so selten, dass es in meinem Hirn keinen Alarm auslöste. Ein bisschen trottelig halt manchmal.

Aber was sich da im Frühjahr 2013 zeigte….Also das war schon komisch. Noah läuft gegen einen
Schubkarren? Flippt wegen einer Fahne aus, wo ausflippen einfach noch gar nie vorkam? Und wo er Fahnen doch kennt? Nein. Das war einfach nicht mehr mein Pferd. Sah er etwa nicht gut????!?!?!
Machte ja fast den Eindruck. Schon früher sagte eine Tierärztin mal, sie fände die Augen „komisch“. Da sie ja eh empfindlich waren (weißgeborener Knabstrupper, „rosa“ Augen) ließ ich meinen Haustierarzt mal draufschauen.

Ja….sie sahen aus, als wären Entzündungen drin gewesen. Er schickte mich nach München in die Uniklinik. Oja…..die Augen passten sich nicht mehr an die Lichtverhältnisse an. D.h. bei Sonne war er geblendet, im Dunkeln sah er schlecht. Man sah deutliche Schäden in den Augen. Irreparable Schäden. Alles deutete auf eine periodische Augenentzündung hin. Ich war total vor den Kopf gestoßen. Ich ließ ihn dort und sie machten in Kurznarkose eine Kammerwasserpunktion. Es konnten keine Leptospiren nachgewiesen werden. Schnell war klar: Knabstrupper, PA, aber keine Leptospiren….also Tigerscheckenuveitis. Noch wäre es für das Alter erstaunlich gut. Aufgrund des schleichenden Verlaufes und des oft fehlenden Schmerzes kämen viele erst, wenn das Pferd schon blind wäre. Bei Noah könnte man aber noch ein Ciclosporinimplantat einsetzen (ein Medikamententräger, der das Medikament langsam ins Auge abgibt und die Entzündungsschübe bremst). Das sei aber in D nicht zugelassen und somit dürfe es die Uniklinik nicht machen. Ich erfuhr: Wien, Zürich, Norddeutschland. Ach herrje…später rief mich die nette Tierärztin nochmal an: Ihr war eingefallen, dass Richard McMullen in München- Riem relativ neu war. Und der machte das auch. Was ein Glück für uns! Er bestätigte die Diagnose und die Behandlungsmöglichkeit.
Nur: Es war nicht garantiert, dass es wirken und helfen würde. Und es war natürlich nicht ganz
billig. Aber blind werden lassen? Dieses Traumpferd, das so gern bockend über den Platz tobte und so gern sprang??? Noah wurde also auf beiden Seiten ein Implantat eingesetzt. Im Stehen unter Lokalanästhesie. Am einen Tag auf der einen Seite, am nächsten auf der anderen Seite (durch die Lokalanästhesie sieht das Pferd nichts auf dem betreffenden Auge und man wollte ihn nicht so plötzlich „blind“ machen.) Es heilte gut und mein Großer zeigte sich völlig unauffällig.

Nachuntersuchungen ergaben eine erstaunliche Entwicklung: Obwohl das Implantat die Erkrankung nur aufhalten, nicht heilen kann, war das Auge deutlich besser als vorher. Es passte sich wieder besser (nicht optimal) den Lichtverhältnissen an und alle zeigten sich überrascht, wie gut das Auge war. Das große Problem:
Es hält halt nicht ewig dieses Implantat. 1-3 Jahre….. Bei regelmäßigen Kontrollen war alles ok.
2016, das Implantat mittlerweile sicher „leer“, ergab sich dann eine andere Möglichkeit: Eine
Gentamicininjektion. Evtl. würde das alle Probleme lösen. Das Antibiotikum wurde hier nicht als
solches eingesetzt, sondern als Blocker irgendwelcher Rezeptoren (sorry, ich habe es leider nie ganz verstanden). Zunächst war alles ok. Juhu…..DIE Lösung????
Im Herbst 2016 hatte Noah eine vermeintliche Hufrehe, die sich als Abzess herausstellte. Er hatte eine lange Pause. Und irgendwie kamen wir nicht mehr so recht rein in die Arbeit. Im April 2017 fiel mir das Auge auf. Rot, entzündet. Irgendwie schien es mir komisch. Der TA meinte, der Tränen-Nasen- Kanal sei verstopft. Das könne auch daher kommen. Also den gespült und einige Tage Salbe geschmiert. Und es war besser. Im Sommer wurde Noah immer träger. Er gefiel mir einfach nicht.
Eine Folge der Abzesse und der Pause? War der Stoffwechsel nicht in Ordnung? Tat ihm etwas
weh? Die Physio war da. Ich ließ den Sattel checken. Das Ergebnis: Mei….mit 15 ist er vielleicht
einfach nicht mehr so spritzig….Ich war betröppelt. Plötzlich alt? Aber nun ja. Könnte ja sein.
Im Herbst 2017 waren wieder auffällig, er schien wieder zu trottelig zum Laufen zu sein. Und
obwohl ich es kannte: Ich schaltete nicht gleich. Wahrscheinlich wollte ich es einfach nicht
wissen…..Als er dann 50cm an seiner Futterschüssel vorbei lief fiel es mir wie Schuppen von den
Augen. Dr. McMullen war mittlerweile nicht mehr da. Also nach Parsdorf zu Dr. Gesell. Er hatte an der Uni gearbeitet und mit Dr. McMullen zusammen.
Ob ein Implantat wirken würde wäre fraglich – aber es hat ja schon mal gut funktioniert. Also
bekam Noah im Herbst 2017 zwei neue Implantate. Dieses Mal unter Vollnarkose. Leider hat er sich einen Infekt eingefangen, seine leider eh schon angeschlagene Lunge hatte Probleme. Die
Rekonvaleszenz dauerte – aber das Sehen….DAS war eindeutig besser!!
Und das Beste: Mein Pferd war zurück. Innerlich habe ich mich bestimmt tausend mal bei ihm
entschuldigt: Ich denke heute, dass er in diesem Sommer Schmerzen hatte. Aber nicht vom Sattel, den Zähnen oder etwas anderem. Dieses Mal taten die Augen doch weh. Er ist auch nicht alt.

Er ist wie früher. Für alles zu haben. Er bockt auf dem Platz wie ein Junger. Er ist motiviert, er geht wieder sicher durch`s Gelände – und er ist wieder viel aufmerksamer. Es tut mir so leid, dass ich mich auf meiner Hoffnung, der Gentamicininjektion ausgeruht hab und die Tatsache, dass es die Augen sein könnten verdrängt habe.

Ja…es hält nicht ewig. Ja. Es ist teuer. Aber ihn erblinden zu lassen, wo es eine Möglichkeit gab,
war für mich keine Option. Wäre es zu spät gewesen, hätte er trotzdem Schmerzen – dann müssten wir uns mit einer anderen Situation arrangieren. Aber er fährt ruhig Hänger, steht brav in der Klinik, er lässt sich gut behandeln, sein Körper reagiert gut auf den Wirkstoff – also spare ich schon mal wieder. Man weiß ja nie.

 

Danke an Nina Frasch für diesen Erfahrungsbericht.